Irland bringt einen dazu, sich über Wohnfragen Gedanken zu machen, die sich früher nie gestellt haben. Das fängt schon an beim alltäglichen Leben als Mieter in einem Land, in dem sich jeder so schnell wie möglich ein Eigenheim kauft: Trotz enormer Mietpreise fühlt man sich immer nur wie ein gnädig geduldeter Besucher, denn man darf keinerlei Veränderungen vornehmen – und als Veränderung zählt schon ein Nagel in der Wand. Ein Bild aufhängen? Wozu? Der Vermieter hat gewöhnlich sowieso schon was dekoriert, so wie in den meisten Wohnungen nicht nur Möbel, sondern auch Geschirr und Besteck zum festen Inventar gehören. Gut ist, dass auch alle Renovierungen zu den Aufgaben des Vermieters gehören – schlecht nur, dass viele nicht allzu großes Interesse daran zeigen.
Aber darüber hinaus sind viele irische Häuser, egal ob gemietet oder gekauft, voller wundersamer Eigenheiten. Als wir in dieses Haus zogen, guckte uns die Maklerin groß an, als wir sie fragten, wie wohl die Heizung anzuschalten sei. “Woher soll ich das wissen? Jedes Haus ist anders. Das müssen Sie halt ausprobieren.” Ähnliches sagte der Klempner, der sie zum Laufen bringen sollte, als unser Probieren nicht zum Erfolg führte, und verbrachte viel Zeit damit, in der Wand hinter unserer Kaminattrappe nach der Gaszufuhr und der Wasserpumpe zu fahnden und herauszufinden, dass diese gemeinsam irgendwann sowohl warmes Wasser als auch Heizung funktionieren lassen würden – sobald er das System verstanden hatte, denn besonders standardisiert ist hier wohl nichts. Wir haben trotzdem Glück, denn weder ist die Wasserpumpe so laut, dass bei einem nächtlichen Klobesuch alle anderen Bewohner aufwachen (wie in der alten Wohnung), noch ist die Toilettenspülung ans Warmwasser angeschlossen (fatal in einem Land ohne Durchlauferhitzer), noch muss man den Küchenwasserhahn aufdrehen und laufen lassen, wenn man die Spülmaschine betreiben will (beides bei Kollegen der Fall).
Und dann sind da die Fenster. Hier scheint man vorauszusetzen, dass jeder einen Fensterputzdienst kommen lässt, denn man kommt hier nur von außen an seine Scheiben heran. (Ich habe das gerade nochmal mit einem Blick auf die Nachbarhäuser bestätigt.) Bei uns war es gerade noch mit einer Trittleiter und einem findig zusammengebundenen Gerät aus Schrubber, Besen und Geschenkband zu schaffen.
Aber nach einer Woche Regen ist davon nicht mehr viel zu erkennen. Also ist die Bauweise vielleicht auch einfach nur klimatisch weise: Wozu all die Arbeit?