Ein Tête-à-tête mit Friedrich Spee


Also, ich verstehe ja, daß man versucht, sich für Forschungsthemen mit allen Mitteln und Sinnen zu begeistern. Im Falle Friedrich von Spees kann man da, wenn man gerade die Hexen satt hat, zum Beispiel bekannte Weihnachtslieder(*) trällern und so selbst in wild prokrastinierendem Unfleiß noch ein Stück Rechtfertigung finden. Man kann auch, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln durchs Ruhrgebiet fahrend, in Kaiserswerth wissend aus dem Fenster nicken.

Ein gutes Argument jedoch, nach dieser Diplomarbeit schleunigst andere Betätigungsfelder zu suchen:
in einem der Werke über Herrn Spee ist ein Foto von einigen Forschern (alles Männer in Anzügen, dem Styling nach würde man die frühen 60er vermuten, doch es ist wohl in den 80ern gemacht, was zusätzlich eine gewisse modische Weltfremdheit von Historikern vermuten läßt – noch ein Grund, Fachflucht zu betreiben!) – also, ein Foto von einer Gruppe Männern in der Gruft, in der man den armen Fritz vermutet und, nach einigen Grabungen, auch gefunden hat.
Juhu! Toll! Da machen wir doch gleich ein Foto – hinten die Forscher, und im Vordergrund im Staub ordentlich freigelegt der Schädel und, so vermute ich, die Schulterknochen Friedrich von Spees. Wenn ich die Lage dort richtig deute, steht einer der Herren dort, wo seine Unterschenkelknochen noch nicht exhumiert sind. Ich finde das höchst unhöflich. Zumindest haben alle den Hut abgenommen. Aber sie haben es sich natürlich nicht nehmen lassen, das hübsche Erinnerungsfoto in einem wissenschaftlichen Werk zu veröffentlichen. Irritierend.

Ich hab das mal fix abfotografiert:

Der Plan also: baldige völlige Verdrängung von Hexerei und Zauberkunst aus meinem Bewußtsein bis zur Diplomarbeitsverteidigung. Was mach ich denn dann mit dem neuen Harry-Potter-Buch? Kann ich das rechtfertigen?

Fragen über Fragen.

(*)
z.B. In dulci jubilo, O Heiland reiß die Himmel auf, Vom Himmel hoch Ihr Englein kommt, Zu Bethlehem geboren

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